Geburtsbericht von Jill Baier

19.02.2021

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Kategorie: Schwangerschaft | Mama

Wenn es um die Geburt meiner Tochter geht, die im ersten Lockdown in Deutschland, also im März 2020 geboren wurde, gibt es eigentlich zwei Phasen der Geburt. Die erste Phase ist die Vorgeschichte. Also die Tage, nachdem ich einen Blasensprung hatte und knapp eine Woche im Krankenhaus war, bis die Geburt wirklich los ging. Und die zweite Phase ist dann die tatsächliche Geburt. Jetzt in der Retrospektive kann ich diese beiden Teile sehr gut voneinander trennen, und ich weiß auch wieso die beiden Teile komplett unterschiedlich abgelaufen sind. Und der Grund dafür war mein eigenes Mindset. Im ersten Teil war ich vollkommen überfordert mit der neuen Situation. Bis zum Zeitpunkt als wir ins Krankenhaus gefahren sind und davon ausgegangen sind, dass es jetzt endlich losgeht, war von einem Lockdown und dem alleine-gebären noch nie die Rede gewesen. Und von jetzt auf gleich stand ich alleine da. Es hat mich mental eine Woche gekostet loszulassen und die neue Situation zu akzeptieren. Eine Woche, in der mein Kopf meinem Körper, unbewusst aber dennoch ganz klar, gesagt hat, dass ich meine Tochter unter diesen Umständen nicht auf die Welt bringen möchte. Und dass trotz
vier Tage langer Einleitung. Als ich es dann endlich geschafft hatte, mich auf die neue Situation einzustellen und sie zu akzeptieren, ging die Geburt kurze Zeit später los und sie war wirklich wunderschön. Dieses Ereignis hat mir wieder einmal klar vor Augen geführt, wie mächtig unser Mindset ist und wie sehr unsere eigenen Bewertungen dazu beitragen, wie die Dinge laufen. Aber lass mich von vorne starten:

Am frühen Montagnachmittag, den 16.03.20 hatte ich einen Blasensprung. Da eine Freundin von mir 4 Tage zuvor in meiner Anwesenheit dasselbe hatte und total tiefenentspannt geblieben ist, bin ich auch total entspannt geblieben als es bei mir passiert ist und habe mich unendlich gefreut, dass es nun endlich soweit sein würde. Da ich mich mental auf die Geburt vorbereitet habe war für mich klar, ich lege mich aufs Sofa, entspanne mich und achte auf einen tiefen Atem. Nachdem ein paar Stunden nicht passiert ist, habe ich dann meiner Hebamme Bescheid gegeben, die mir riet im Krankenhaus anzurufen, weil es sein könnte, dass sie mich untersuchen
wollten. Eigentlich fand ich die Idee überhaupt nicht cool, weil ich lieber in Ruhe warten wollte, bis sich die Wellen soweit eingestellt haben, dass wir eh ins Krankenhaus hätten fahren wollen. Aber da von Wellen weit und breit nichts zu spüren war und ich mir unsicher war, ob ich meinem Baby schade, wenn ich nicht ins KH fahre, habe ich im Krankenhaus angerufen und mir wurde gesagt, dass man alle
acht Stunden bei Blasensprüngen ein Antibiotikum geben müsse, aus Sicherheitsgründen, damit keine Keime ans Baby kommen. Das hieß also für uns: losfahren ins Krankenhaus. Ohne Wellen und ohne Zeitdruck.

Eine große Sorge von mir war die Wochen zuvor immer, ob ich es rechtzeitig ins Krankenhaus schaffen würde. Wie es wohl sein wird, im Auto Wellen zu haben und was mich wirklich sehr gestresst hat war die Parkplatzsituation. Für den Kreissaal gibt es nämlich nur 2 Parkplätze und ums Krankenhaus herum kaum welche. Da ich aber zu dem Zeitpunkt noch keine Wellen hatte dachte ich: “Wow, das fängt ja wirklich alles super an!” Auf Station haben wir dann auch direkt ein Zweibettzimmer bekommen – auch eine Seltenheit. Wir waren guter Dinge und da es zu dem Zeitpunkt schon spät war, sind wir direkt schlafen gegangen. In der Nacht hat Hendrik dann Fieber bekommen…der denkbar ungünstigste Zeitpunkt! Bei der morgendlichen Absprache der Ärzte wurde diskutiert, ob er bleiben darf oder gehen muss. Und als klar war, er muss gehen und einen Coronatest machen, ist meine Welt zusammengebrochen. Nicht nur, weil ich mit allem gerechnet habe, aber ganz sicher nicht damit, meine erste Tochter ohne ihn zur Welt zu bringen, oder weil ich überhaupt nicht wusste, was die nächsten Stunden auf mich zukommen würde, sondern vor allem auch, weil ich mich mit der Methode von der “friedlichen Geburt” vorbereitet habe. Eine Methode, die mir in meiner Schwangerschaft sehr viel Mut gemacht hat, durch die ich mich tatsächlich unglaublich auf die Geburt gefreut habe und die es geschafft hat, dass ich angstfrei in die Geburt gegangen bin. Angstfrei, bis Hendrik gehen musste. Und dann ist bei mir fast Panik ausgebrochen, als klar war, dass er gehen muss. Ein Grund für diese Panik ist der Punkt, dass bei dieser Methode der Partner unglaublich wichtig ist, weil er für die komplette Kommunikation mit den Hebammen und Ärzten verantwortlich
ist, damit ich mich nur auf meinen Körper konzentrieren und meinen Verstand wirklich abschalten kann. Und Als Hendrik gehen musste, ist mir schlagartig bewusst geworden, dass meine monatelange mentale Vorbereitung umsonst gewesen war. Zwar geht es bei der friedlichen Geburt auch darum, dass man nie weiß was unter der Geburt passiert, und dass man auf alles vorbereitet sein soll, aber ich war zu 100% davon überzeugt, dass egal was passiert, Hendrik definitiv mit dabei sein wird. Und als dieses Bild zerstört wurde, hatte ich keine Ahnung, wie ich da jetzt alleine “durch sollte”, und find erstmal ziemlich doll an zu weinen. So sehr, dass ich davon Kopfschmerzen bekam, die mich dann die nächsten Tage begleiten haben. Ich war so angespannt und unter Stress, dass trotz Einleitung nichts passiert ist. Und das, obwohl ich alle 3 Stunden Einleitungstabletten bekommen habe. Tabletten, die ich eigentlich gar nicht nehmen wollte, aber auch hier war ich wieder zu unsicher, ob ich meinem Baby schade, wenn ich sie nicht nehme. Heute und vor allem dank der tollen Aufklärungsarbeit von motherhood ev weiß ich, dass ich zu einer Einleitung auch nein hätte sagen können, aber im Krankenhaus wurde ich gar nicht gefragt.
Drei volle Tage lang, ist trotz dieser Einleitungstabletten alle drei Stunden nichts passiert. Diese Tatsache war für mich wieder mal ein Zeichen dafür, wie viel Macht unser Verstand über unseren Körper hat. Ich wollte meine Tochter nicht alleine zur Welt bringen. Nicht unter diesen Umständen. Nicht in diesem Schockzustand. Und es gab eben noch diese kleine Hoffnung, dass Hendriks Testergebnis früh genug kam, damit er vielleicht doch noch dabei sein konnte.

Während dieser drei Tage musste ich immer wieder Dinge entscheiden und in meinem Verstand sein. Ich musste stündlich auf die Uhr schauen, um meine nächste Dosis an Tabletten zu bekommen, alle 2,5 Stunden von meinem Zimmer wieder in den Kreißsaal laufen, sollte mir Gedanken darüber machen, ob ich nach den Tabletten einen Wehencocktail oder ein Vaginalgel bekommen möchte, musste mich immer wieder rechtfertigen, wieso ich niemand anderen bei der Geburt dabei haben wollte, und war mit meinen Ängsten und Sorgen alleine. Ich war irgendwann so fertig mit den Nerven, dass ich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt habe, mich für einen
Kaiserschnitt zu entscheiden. Dank des Zuspruchs von den Hebammen habe ich den Gedanken allerdings auch schnell wieder verworfen. Und dafür bin ich ihnen unglaublich dankbar. Trotzdem blieb das Problem, dass es in diesen drei Tagen keine Möglichkeit gab, das zu tun, was so wichtig ist, damit die Geburt in Gang kommt: zu entspannen und vor allem auch aus dem Verstand kommen und sich nur auf den eigenen Körper konzentrieren!

Da ich mehrere Tage im Krankenhaus war, habe ich viele Hebammen kennengelernt! Am Donnerstag kam Anna-Lina zum ersten Mal. Sie hatte gehört, was die letzten Tage bei mir los war und dass ich durch das ständige weinen unter Kopfschmerzen litt. Das erste was sie zu mir gesagt hat war “Jill, heute machen wir mal nichts was mit Geburt zu tun hat. Komm wir machen heute einen Wellness-Tag.” Ich war so
verblüfft und gleichzeitig so begeistert von ihrer empathischen und liebevollen Art, das ich mich zum ersten Mal seit dem Weggang von Hendrik zumindest etwas wohler gefühlt habe. Anna-Lina hat mir Kaffee geholt, mir eine Badewanne eingelassen, leise Musik angemacht und mir sogar eine Physiotherapeutin geholt, die mich massiert und mir eine Fango geben hat. Nach dieser Wellness-Anwendung
waren wenigstens meine Kopfschmerzen endlich weg und ich etwas beruhigter. Allerdings war dann auch leider wieder die Schicht von Anna-Lina vorbei und mein Kopf hat direkt wieder zugemacht, weil eine Hebamme kam, mit der ich nicht auf
einer Wellenlänge war. Da es aber eh schon abends war, wurde ich wieder auf mein Zimmer geschickt und sollte schlafen gehen. Nur leider fühle ich mich wieder total alleine.
Als ich am Freitagmittag zum gefühlt 5 Mal in den Kreißsaal kam, hatte ich mentale keine Lust mehr auf das ständige zurück-aufs-Zimmer-geschickt-werden und hab mich getraut für mich einzustehen und zu fragen, ob ich nicht einfach die ganze Zeit im Kreißsaal bleiben könnte, damit ich endlich genau das tun konnte, was ich die letzten Monate trainiert hatte. Kopf aus und nur bei mir und meinem Körper sein. Das geht natürlich schlecht, wenn man immer wieder auf die Uhr gucken und das Zimmer wechseln muss. Die Hebammen waren total erstaunt, dass ich im Kreißsaal bleiben wollte und dachten, dass es auf dem Zimmer viel entspannter für mich sei – wieder mal ein großes Learning für mich: die meisten Menschen wollen nur das Beste. Nur muss das Beste in ihren Augen nicht das sein, was in meinen Augen das Beste ist. Daher ist es so so wichtig, dass wir offen und ehrlich sagen, was wir brauchen! Egal ob unter der Geburt oder im Leben allgemein. Ich durfte also im Kreißsaal bleiben – der in meinen Augen vor allem im Vergleich zu den Zimmern viel gemütlicher ist. Und ich konnte mich endlich nur auf meine Atmung und meinen Körper konzentrieren. Ich habe mir eine Meditation angemacht und die
ersten Wellen schön veratmet. Und als wieder Schichtwechsel war, kam Anna Lina wieder in mein Zimmer und das war der Zeitpunkt, an dem ich anfing wirklich entspannt zu sein. Mir war zu dem Zeitpunkt klar, dass Hendrik die nächsten zwei Tage kein Testergebnis bekommen würde, weil Wochenende war. Damals gab es noch keine Routine mit den Tests und sie haben einfach ewig gedauert…
Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Lust mehr mich selbst zu bemitleiden und mir vor allem selbst im Weg zu stehen. Und ich war unendlich froh, dass Anna Lina wieder da war. All das hat dazu geführt, dass ich es geschafft habe, mein Mindset, also meine Einstellung zu dieser Situation zu ändern und mich endlich entspannen konnte. Und gefühlt keine 10 Minuten danach ist meine Fruchtblase geplatzt und
2,5h später war Lilly auf der Welt. Und diese 2,5 h war ich ganz bei mir und die Zeit hat sich angefühlt wie vllt 30 Minuten. Ich würde die Geburt nicht komplett als schmerzfrei bezeichnen, aber es war zu jeder Zeit aushaltbar. Durch die Einleitung kamen die Wellen nicht wie normal, dass sie leicht anfangen und dann mit jeder Welle stärker werden, sondern sie waren von Anfang an stark, also irgendwie von 0
auf 100 und das hat es mir anfangs schwer gemacht, mich auf meine Atmung zu konzentrieren, weil ich auch hier wieder etwas überrumpelt war. Und auch das ist wieder ein Grund mehr, wieso ich a) an eine komplett schmerzfreie Geburt glaube und b) bei der nächsten Geburt, außer es ist medizinisch notwendig, keine Einleitung haben möchte. Der Körper ist so schlau und weiß was er wann braucht. Und wenn man ihn einfach machen lässt und versucht seine Gedanken still werden zu lassen und ihm dadurch eben nicht mehr im Weg steht, weil man sich über irgendwas Sorgen macht, kommen die Wellen langsam und steigern sich mit der Zeit. Dh man
hat die Möglichkeit sich an sie zu gewöhnen und kann dadurch viel besser mit ihnen umgehen und sie gut veratmen und den Körper dadurch unterstützen. Und auch trotz dieser plötzlichen Wellen würde ich nicht von Schmerzen sprechen, sondern von einem sehr starken Dehnungsgefühl.

Letztendlich war die Geburt ohne Komplikationen, ohne Geburtsverletzungen, ohne Schmerzmittel und genau so, wie ich es mir gewünscht hatte: in der Geburtswanne. Es ist alles so gekommen, wie ich es mir gewünscht habe, bis auf die Tatsachen natürlich, das Hendrik nicht dabei war.

Jetzt in der Retrospektive kann ich dir genau sagen, woran es lag, dass es so lange gedauert hat, bis die Geburt losging. Weil ich mich geweigert habe, die Realität zu akzeptieren. Weil ich nicht wahrhaben wollte, dass Hendrik nicht dabei sein kann. Ich habe mich unglaublich unter Druck gesetzt, weil ich dachte, es alleine nicht zu schaffen. Und das ist ein bisschen meiner Vorbereitung geschuldet, weil ich mich
mental ziemlich abhängig von Hendrik gemacht habe. Durch meine mentale Vorbereitung und meinem Verständnis war es nämlich essentiell, dass ich nur bei mir bin und Hendrik eben die Kommunikation mit Hebammen und Ärzten übernimmt. Und ich glaube auch jetzt noch, dass dieser Weg der Beste für eine schmerzfreie Geburt ist, weil unser Kopf viel zu oft gegen unseren Körper arbeitet und wir ihm
nicht ausreichend vertrauen. Nur leider hat sich schlagartig die Realität in Kreißsälen verändert und da war ich schlicht und einfach nicht drauf vorbereitet, weil es in meiner Schwangerschaft das Wort Corona noch gar nicht gab bzw. Erst ein paar Wochen vorher und von einem Lockdown noch überhaupt keine Rede war. Das gute ist, dass du dich mittlerweile auf diese Situation vorbereiten kannst. Du kannst dich mental darauf einstellen, dass dieser Fall eventuell eintritt. Du hast quasi eine gewisse Vorlaufzeit, um dich mit dieser neuen Realität anzufreunden oder sie zumindest zu akzeptieren und dann Wege zu finden besser mit dem Fall umzugehen. Das Problem bei mir war, dass ich sowas von vor den Kopf gestoßen wurde, dass ich es relativ lange nicht geschafft habe, diese wirklich beschissene Realität zu akzeptieren. Und das Problem ist, dass kein Gedanke dieser Welt meine Situation verändert hätte. Mit jedem negativen Gedanken, mit jedem Gedanken, der gegen diese neue Situation angekämpft hat, ist nur eins passiert: ich habe mich noch mehr
unter Druck gesetzt. So lange, bis ich es hinbekommen habe, die Situation anzunehmen. Und beim Annehmen oder Akzeptieren geht es nicht darum, die Situation gutzuheißen. Ich fand die Situation immer noch mehr als scheiße, aber ich hab mich innerlich nicht mehr dagegen gewehrt. Und dadurch hatte ich den Kopf wieder frei und konnte wieder bewusst meine Gedanken einsetzen. Erst zu dem Zeitpunkt konnte ich konstruktiv mit der Situation umgehen und meine Gedanken wieder lenken. Aber genau dieses bewusste Wahrnehmen der Gedanken und die Veränderung von ihnen braucht Training. Denn wenn du tagtäglich im Autopiloten unterwegs bist und die Dinge so machst, wie du sie immer machst, gehst du vermutlich sehr sehr selten und vllt sogar auch nie auf die Metaebene und
hinterfragst deine Gedanken auf ihre Richtigkeit, sondern glaubst sie automatisch. Der Gedanke “Ich kann unser Kind nicht ohne Hendrik auf die Welt bringen” war eine Lüge, die ich mir selbst tagelang im Krankenhaus erzählt habe mit der felsenfesten Überzeugung, dass sie stimmt. Und danach hat mein Körper gehandelt. Genau diesen Autopiloten meine ich. Wir denken etwas und glauben es. Immer. Jeden
einzelnen Tag und bei fast jedem Gedanken, außer wir hinterfragen ihn. Aber dieses hinterfrage ist ein aktiver Prozess, der nicht wie das normale Denken an sich eher passiv passiert. Unsere Gedanken kommen ja einfach ohne dass wir sie aktiv steuern müssten. Aber genau das ist der Punkt: wenn du gelernt hast, deine Gedanken aktiv zu steuern, kannst du auch in wirklich blöden Situationen entspannen und loslassen, weil du dich für hilfreiche Gedanken entscheidest. Auch wenn ich in der letzten Folge schon erzählt habe, worauf ich mich dann in der Situation konzentriert habe, nachdem ich akzeptiert habe, dass es nun mal so sein wird, dass Lilly und ich die Geburt zusammen meistern werden, möchte ich das ganze nochmal wiederholen und ein paar mehr Punkte nennen.

Mir hat es damals sehr geholfen mir darüber im Klaren zu werden, dass ich mein Kind auch ohne Hendrik nicht komplett alleine auf die Welt bringen werde. Ich war umgeben von Hebammen, also DEN Expertinnen für Geburten. Bei ihnen habe ich mich sicher gefühlt, weil ich wusste, dass es ihr Job ist, Frauen Halt zu geben. Es kann dir schon helfen, wenn du nicht mehr davon sprichst, dein Kind alleine zu
gebären, sondern wenn du sagst du wirst es ohne Partner tun. Wenn wir von alleine sprechen, denken wir oft automatisch, dass wir wirklich komplett alleine sind, aber das bist du nicht. Außerdem war mir klar, dass mir eigentlich unter der Geburt sowieso niemand helfen
kann. Weder Hendrik noch die Hebammen. Unser Körper und auch unser Baby wissen instinktiv, was sie zu tun haben und das einzig wichtige ist, den Kopf auszuschalten und den Körper machen zu lassen. Und auch das ist eine Kompetenz,
die man erstmal trainieren muss. Dann habe ich mich gefragt, was der Worst Case wäre, wenn ich ohne Hendrik mein Kind bekommen würde. Und das schlimmste was mir eingefallen ist, ist, dass Hendrik die ersten Stunden der kleinen Maus nicht miterleben würde. Das ist natürlich traurig, aber mehr eigentlich auch nicht. Und ich habe mir ein bisschen Sorgen gemacht, ob ihre Bindung darunter leiden könnte, aber auch da konnte ich mich relativ schnell wieder beruhigen. Was sind schon ein paar erste Stunden ohne Papa gegen hoffentlich das restliche Leben. Und dann habe ich mir vorgestellt, wie es sein wird, die kleine Maus in den Händen zu halten und wie es sein wird, wenn wir alle zusammen nach Hause fahren. Und diese positiven Emotionen habe ich in den Vordergrund gestellt. Und das tolle ist, dass wir niemals zwei Gedanken gleichzeitig denken können. Wir können nicht Angst haben und gleichzeitig darüber nachdenken wie schön es sein wird, im eigenen Zuhause mit unserem Baby zu sein. Und diese Tatsache habe ich mir zunutze gemacht und mich aktiv für die schönen Gedanken entschieden. Und gefühlt einen Moment später, war die kleine Maus dann da. Und auch, wenn der Anfang nicht schön war, bekomme ich trotzdem ein schönes Gefühl, wenn ich an die Geburt denke. Du wirst sowieso ganz bei dir sein und alles um dich herum wird zur Nebensache. Ich weiß, dieser Satz wird dir jetzt noch nichts bringen, aber nach der Geburt deines Babys, egal ob mit oder ohne Partner oder Partnerin wirst du wissen was ich meine. Freu dich einfach auf diese einmalige Erfahrung. Bei mir ist es durch diese Erfahrung jetzt zb auch so, dass ich keine Angst mehr habe, auch mein nächstes Kind alleine zur Welt zu bringen, wenn es sein muss. Und
mir ist klar geworden, wie sehr mich persönlich, dass muss natürlich nicht bei allen so sein, aber wie sehr mich die Krankenhaus Atmosphäre gestört hat. Dh für mich ist mittlerweile auch klar, dass das nächste Kind am liebsten zu Hause kommen soll.
Nicht nur wegen der viel schöneren Atmosphäre, sondern auch weil ich meinem Körper mittlerweile zu 100% vertraue. Und auf dieses neue Abenteuer freue ich mich jetzt schon.

Hendrik wurde übrigens negativ getestet und hat die kleine Maus 24h später kennengelernt. Und was soll ich sagen, die Bindung der beiden hat darunter nicht gelitten und sie sind ein Herz und eine Seele. Die ersten Minuten waren für Hendrik ziemlich überwältigend, als er sie dann im Arm hatte und wenn man ihn fragt auch etwas überfordernd, aber das ist ja auch irgendwie kein Wunder. Ich hoffe, dass dir dieser etwas andere Geburtsbericht geholfen hat, etwas die Angst zu verlieren und dich im besten Falle sogar motiviert, an deinem Mindset zu arbeiten, um in stressigen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren, damit du selbst entscheiden kannst, wie du Situationen bewertest, ohne dass dein Gehirn es automatisch und nicht immer zu deinem besten tut.

Alles Liebe
Jill

Geschrieben von Jill Baier

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